Förderkreis St. Nicolai Zerbst e.V.

Das Schraubenwerk Zerbst als Sponsor

Der Pfeiler 3 an der Nicolaikirche in Zerbst

Nun sind die Nr.24 und Nr.25 der langen Reihe von Fördermaßnahmen an der Nicolaikirche Zerbst abgeschlossen. Die Finanzierung des Projektes 25 – Mauerkronensicherung war schwierig, neben den 6 Förderpartnern waren die Kirchengemeinde und als Projektträger der Förderkreis beteiligt.

Also war die Vereinskasse leer, als sich zwei Interessenten zu einer Besichtigung der Nicolaikirche anmeldeten, Frau Winkelmann und Herr Kriegler aus Dessau. Beide waren an einem speziellen Gebiet der Denkmalpflege interessiert, an historischen Sonnenuhren. Bei der am 29.03.2013 (bei Kälte und Schnee) stattfindenden Besichtigung der beiden Uhren fand die Sonnenuhr am Pfeiler 3 der südwestlichen Außenmauer besondere Beachtung. Es wäre eine sehr alte und wertvolle Polstabuhr, in Sandstein gearbeitet, die dringend restauriert werden müsste.



Dieser Pfeiler 3 war schon immer aufgefallen, er trägt auf dem gleichen Sandsteinblock ein historisches Schriftfeld „Anno dni. MCCCCLXXXIIII is angeleth dyt stucke muren“ (also 1484). Unmittelbar darüber befindet sich ein Drachenrelief, das als dauerhaftes Zeichen für die furchbare Pestepidemie des gleichen Jahres in Zerbst mit über 2000 Toten angebracht wurde oder sogar noch von der romanischen Vorgängerkirche stammen könnte. Neben dem Drachen ist eine Kopfkonsole noch gut erhalten, wie sie ursprünglich an allen 26 Außenpfeilern der Kirche vorhanden war.

Nach der Besichtigung schickte Herr Kriegler eine Mail, die unser Wissen über Polstabuhren vermehrte.
Obgleich alle finanziellen Mittel des Vereins bereits gebunden waren, folgten Überlegungen: Was wäre zu machen, wer könnte das, wieviel würde es kosten?

Auf unsere Anfrage hin empfahl das Landesamt für Denkmalpflege dringend, versierte Restauratoren hinzuzuziehen.
Weitere Recherchen erbrachten ein Restaurierungsangebot mit einer Kostenschätzung von 5500 €. Das Projekt schien vorläufig nicht realisierbar zu sein.

Da klingelte an einem Tag im November das Telefon. Am Apparat war der Geschäftsführer des Schraubenwerkes Zerbst, Herr Eckard Schmidt. „Wir möchten gern etwas für die Nicolaikirche tun, sagte er, was können wir da machen?

Ein Ortstermin wurde vereinbart und Herr Schmidt stimmte dem Vorschlag zu, die Sonnenuhr mit den umgebenden Objekten zu restaurieren. Die denkmalrechtliche Genehmigung wurde beantragt und erteilt. Der Auftrag ging an die Restauratorin Frau Claudia Böttcher, die vordem eine Sonnenuhr am Magdeburger Dom restauriert hatte. Vor April können die Arbeiten aber nicht beginnen, da die Temperaturen über +10°C liegen müssen.

Wieder wird durch örtliche Initiative und Spendenbereitschaft eines der vielen Projekte realisiert, ohne auf Fördermittel zu warten. Das sind Hinweise darauf, dass viele Zerbster dieses Gebäude als für das Stadtbild unverzichtbar ansehen. Wer seit 25 Jahren die Veränderungen an der Kirche miterlebt hat, der hält das Bauwerk nicht für ein Sinnbild des Verfalls sondern für ein Symbol für die Erhaltung, in diesem Falle als Denkmal für die Gräuel des furchbarsten aller Kriege.

(Beitrag von Walter Tharan)