Förderkreis St. Nicolai Zerbst e.V.

Das Baudenkmal

Trotz der Zerstörung 1945 ist Zerbst noch immer reich an Baudenkmalen. Sie stehen zerstreut und oft beziehungslos in ihrer neu gestalteten Umgebung. Dies trifft auf die Ruine der Nicolaikirche in ganz besonderem Maße zu, die trotzdem das Stadtbild prägt wie kein anderes Bauwerk. Beeindruckend der riesige Baukörper mit seinem urwüchsigen Mischmauerwerk und erhaben die weite Halle des Innenraumes, so wirkt Kirche auch in ihrem jetzigen Zustand. Die wuchtige und markante Silhouette ihrer wieder hergestellten Türme grüßt weit ins Land.

Die noch erhaltene Substanz ist nicht der Rest des Baues einer einzigen Kunstepoche, sondern Denkmal einer über 4 Jahrhunderte währenden Wandlung der Baukunst in Mitteldeutschland.

Vom romanischen Turmriegel, dem großen Umgangschor mit dem reichen Baudekor der Spätgotik bis zur südwestlichen Pforte von 1660 spiegelt sie die Architekturgeschichte wider, wie diese von der politischen und wirtschaftlichen Entwicklung gewandelt wurde.

Ihr hoher Rang als Baudenkmal ist auch darin begründet, dass sie in ganz besonderer Weise als Beispiel für die Einflüsse der böhmischen Parlerschule auf Mitteldeutschland gelten kann.

In mehreren Kapiteln wird die Bedeutung der Nicolai-Kirche als Baudenkmal hier eingehender betrachtet.

Das Baudenkmal St. Nicolai in Zerbst

1. Bauphasen und Baumaterial
2. Architekturgeschichtliche Einordnung und denkmalpflegerischer Rang
3. Der Baukörper der Nicolaikirche
3.1. Der Turmriegel
3.2. Der Chorbau und das Langhaus
4. Das Baudekor der Nicolaikirche
5. Das Geläut der Nicolaikirche » siehe Neues Geläut
6. Die Ruine in der Stadt » folgt noch

1. Bauphasen und Baumaterial

Man darf annehmen, dass mit der Christianisierung einer slawischen Siedlung im 10. Jahrhundert eine erste Kirche gebaut worden war, eine Kirche aus Holz. Sie ist im 12. Jahrhundert durch einen Bau aus Stein ersetzt worden, eine romanische Basilika. Weder eine Beschreibung noch eine bildliche Darstellung von deren Gestalt liegen vor. Einige Hinweise gibt es aber doch.
Da ist als wichtigstes Indiz der Turmriegel im Westen. Der Südturm ist bis zur Höhe der Glockenstube noch das originale romanische Bauwerk aus Granitquadern. In etwa 3 m Höhe läuft an den Außenwänden ein Rundbogenfries um, der in der Westwand optisch durch eine Lisene gestützt wird. Der Fries läuft noch ein Stück weiter und bricht plötzlich ab. Es gehört wenig Phantasie dazu, sich diesen Fries und weitere Lisenen für die gesamte westliche Turmfront vorzustellen.

Nordturm und Mittelteil sind zwar erst 1476 neu errichtet worden, aber offensichtlich auf dem vorhandenen Fundament. In der alten Konzeption mit dem massigen steinernen Kern in der Mitte ist der Nordturm der Zwilling des Südturmes geblieben. Einige Merkmale weisen aber deutlich auf die Erneuerung im 15.Jahrhundert hin. Das Mauerwerk ist nicht von der Qualität des romanischen, die Fensteröffnungen erhielten Spitzbögen und das um die gesamte gotische Kirche laufende Sockelgesims – mit Ausnahme des Südturmes – schließt Nordturm und Turmmittelbau mit ein. Es führt bis zu der senkrechten Betonung seines Endes genau unter dem Abbruch des romanischen Rundbogenfrieses.
Zwei Stadtsiegel von 1298 und von 1355 zeigen eine romanische Turmfassade mit 3 Türmen, die keiner anderen Zerbster Kirche zugeordnet werden kann. Die Bauchronik des 1447 fertiggestellten gotischen Chores gibt einen Hinweis auf die Länge der Basilika von bis zu 45 m. Sie ist erst danach abgerissen worden, um den Chor mit dem Turmmassiv durch die 6 Joche des Langhauses zu verbinden.

Das Langhaus wurde gegen das schon vorhandene Turmmassiv gesetzt, so dass der große Riss am westlichen Ende der Nordmauer durch die unterschiedliche Fundamentierung erklärt werden kann. Baumaterial von der abgebrochenen Basilika wurde für das Langhaus wieder verwendet. Bei den Arbeiten 2001 am Südausbruch wurden Fundstücke mit romanischer Ornamentik geborgen im Innenraum der Kirche gelagert.

Der Bau des riesigen Chores nach 1420 verlangte größte Anstrengungen und verkörpert zugleich höchste Ansprüche. Auf dem Garprader-Epitaph, das in 5 m Höhe des Kaffgesimses heute noch sehr gut erhalten ist, steht die Jahreszahl 1432. Der Chor war nicht nur imposant in seinen Ausmaßen. Die überreiche Ausstattung an gotischer Bauzier verlangte auch teures Steinmaterial, dass von weit her herangeschafft werden musste. Die aufwendigste Ausprägung des Baudekors weisen die Mauerfelder und Fenster zwischen den Pfeilern 11 und 13 und die Pfeiler selbst auf. Der Mut und das Vermögen waren noch ungebrochen, während in der Folge die schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse mehr und mehr an Bescheidenheit erzwangen.
Der Chor wurde 1447 als Gotteshaus geweiht, er war demnach zunächst nach Westen durch eine Mauer geschlossen worden.

Nun darf man den Abriss der Basilika ansetzen und bald danach den Baubeginn für das Langhaus. Schlichtheit und Sparsamkeit waren an die Stelle von Repräsentationsstreben und Großzügigkeit getreten. Sandstein wurde nur noch sparsam verwendet, Ecken und Kanten sind häufig aus Backstein. Der Anteil von geschlagenen und ungeschlagenen Feldsteinen wurde immer größer. Kopfschüttelnd sehen die Bauleute von heute auf in der Mauer sichtbare Findlinge, deren Masse eine Tonne übersteigen dürfte. Damals gab es noch keinen Baukran. Solche 2001 aus dem maroden Südausbruch geborgenen großen Brocken wurden nicht wieder verwendet, sondern liegen als „Denkmale zweiter Ordnung“ im Kircheninnern auf einem Haufen.
Nach einer Störung der Bautätigkeit durch die Explosion im Turmriegel 1475 wurde das Langhaus 1488 fertiggestellt. Die Einwölbung, das Aufsetzen der Turmhauben und die innere Ausgestaltung zogen sich bis weit in das 16.Jahrhundert hin.

Dies waren die Hauptetappen der Erbauung der Nicolaikirche. Sie hatte seitdem mehrere Umgestaltungen vor allem des Inneren erfahren, der Baukörper aber war bis zum Jahre 1945 unverändert geblieben. Der Angriff auf Zerbst zerstörte auch die Kirche, die nach dem Kriege erfolgten Sprengversuche am Südturm der Ruine wurden bald wieder aufgegeben. Trotzdem sollte sie abgerissen werden. Die Bemühungen der Kirche und des Denkmalschutzes konnten das schließlich verhindern.

Eine weitere bedeutende Bauphase begann 1991. Der Förderkreis St.Nicolai Zerbst e.V. gründete sich. Er wollte den Fortbestand der Nicolaikirche sichern und fand alsbald die ersten Partner für diese Aufgabe.
Was in den folgenden 13 Jahren geleistet wurde, ist unter Maßnahmen nachzulesen.

2. Architekturgeschichtliche Einordnung und denkmalpflegerischer Rang

Mit der Fertigstellung der Nicolaikirche um 1530 war ein gewaltiger Bau mit einem sehr heterogenen Erscheinungsbild bis hin zu Widersprüchlichkeiten entstanden.
Die hoch aufragende Silhouette mit dem riesigen Dach, das fast die Höhe der etwas merkwürdigen kurzen Turmhauben erreichte, erschien disproportioniert und charakteristisch zugleich. Die Kontraste zwischen überschwänglicher und überreicher Spätgotik des Chores, dem nüchternen und kargen Langhaus und der romanisch schroffen Massigkeit des Turmriegels konnten schärfer nicht sein.
Diese Heterogenität findet auch in der Materialität des Mauerwerks ihren Ausdruck. Einziges nachgotisches Element im Baukörper ist ein Rundbogenportal im Südosten des Chores aus dem Jahre 1660.

Gerade die Hinweise auf die besondere architekturhistorische Bedeutung verhinderten den schon geplanten Abriss der Kirche um 1980. Neben dem Südturm, dem Zeugnis frühester Stadtgeschichte, ist der Chorbau von besonderem Interesse. Der polygone Chorschluss mit abwechselnd dreieckigen und trapezförmigen Gewölbefeldern ist in der Bautradition des Peter Parler vorgebildet. Die Formen des reichen Baudekors an der Chorfassade sind wie auch in Bernburg (Marienkirche) Ableitungen aus der Halleschen Bauhütte (Moritzkirche) Conrads von Einbeck, der als Schüler Peter Parlers gilt. Dieser brachte das Prager Stilgut nach Mitteldeutschland. Die Übereinstimmung in der Komposition ist überdeutlich, weitere Belege sind die Steinmetzzeichen der ausführenden Meister.

Vom Beginn der Bautätigkeit am Chor bis zur Fertigstellung der Türme vergingen über 100 Jahre. Doch der Stilwandel in den Etappen des Werdens der Kirche hatte nicht nur in dem langen Zeitraum seine Ursachen. Pest- und Brandkatastrophen hatten die Wirtschaftskraft der Stadt Zerbst, der Bauherrin, gebrochen. Doch auch die Verwurzelung der Kirche im Volk lockerte sich, Widersprüche und Unzufriedenheit traten zu Tage. Aus Wittenberg griffen die Unruhen der Reformation über, die schließlich dazu führten, dass die neu erbaute Nicolaikirche durch die Bilderstürmer schwer verwüstet wurde.

Die Nicolaikirche ist ein Denkmal der Baukunst und ihrer Wandelungen im 15.Jahrhundert. In einem Gebiet zwischen norddeutscher Backsteingotik und den Hausteinbauten im Süden und Westen trafen deren Elemente aufeinander. Allein die Materialität des Mauerwerks der Nicolaikirche ist Ausdruck dessen.
In Zerbst entstand der letzte monumentale Sakralbau des ausgehenden Mittelalters in Deutschland, eine spätgotische Hallenkirche in eigenwilliger Konzeption, deren Ruine den Betrachter auch heute noch tief beeindruckt.
Architektur und Geschichte der Nicolaikirche sind darüber hinaus mit der Stadtentwicklung von Zerbst und den gesellschaftlichen Ereignissen in MItteldeutschland so eng verknüpft, dass sie auch als bedeutendes historisches Denkmal gesehen werden muss.

Nachfolgend sollen Konzeption und Gestaltung des Baukörpers sowie die wesentlichen Stilelemente des Baudekors eingehender betrachtet werden.

3. Der Baukörper der Nikolaikirche

3. 1. Der Turmriegel

Obwohl der Westbau eine große Zahl von deutbaren Besonderheiten am Dekor und am Mauerwerk aufweist, bleiben viele Fragen unbeantwortet (siehe Abschnitt I). Die unterschiedlichen Grundrisse der Türme und die Stadtsiegel mit 3 Türmen um 1300 konnten bisher nicht sicher gedeutet werden.
Der Baukörper des Westriegels wirkt als ein ungegliederter massiger Klotz, ähnlich wie bei den vielen romanischen Wehrkirchen der Dörfer Sachsen-Anhalts, allerdings viel größer und höher. Zwei mächtige Türme mit unterschiedlichen Grundrissen enthalten gewaltige Steinmassen. Die teilweise über 3 m dicken Mauern umfassen einen starken quadratischen Kern. Die Treppe windet sich wie eine Bohrung in dieser Steinmasse in die Höhe.

Nicht nur in ihren Abmessungen sind die Türme ungleich. Der Südturm ist original romanisch, Nordturm und Mittelteil können erst nach 1475 von Grund auf neu, aber nach ihrem romanischen Vorbild, errichtet worden sein. Dafür gibt es eindeutige Belege am Baukörper.
Bei dem nach 1420 im Osten begonnenen Chorbau wurde die Außenmauer in 1 m Höhe auf einen vorstehenden Sockel gesetzt. Den Übergang zur Mauer deckt ein profiliertes Gesims. Dieser Sockel mit Gesims wurde um die gesamte Kirche herumgeführt, auch um den Nordturm und den Mittelteil des Westbaues.

Der Wiederaufbau des zerstörten Turmriegels erfolgte in großer Eile. Erst Ostern 1475 hatte sich die Explosion ereignet, und schon 1476 wurde am Nordturm in etwa 10m Höhe ein Stein mit einer Inschrift eingemauert „Anno Domini MCCCCLXXVI in sancte jacoves avent is dyt angelet“.
Die eingefügten kleinen Fenster sind der Zeit entsprechend gotischen Stils, aber untereinander verschieden. Ihre Anordnung im Baukörper ist nicht symmetrisch und hat wenig Lagebeziehung zueinander.
In einer Höhe von etwa 30 m hat man das romanische Vorbild aufgegeben und eine einheitliche gotische Fensterfront, die über die gesamte Westfront reichte, auf ein Kaffgesims gesetzt. In den freien Zwischenraum ist der höhere Mittelturm gebaut worden.

Der Südturm hatte starke Risse davongetragen, die noch heute in seiner Ostwand deutlich sichtbar sind. Er wurde jedoch nur ausgebessert und ist uns als einziger Teil des romanischen Vorgängerbaues bis zur Höhe des Kaffgesimses erhalten geblieben. Hier gibt es natürlich den o.g. Sockel und das Sockelgesims nicht.
Bemerkenswert, der romanische Fries wurde weder mit Backsteinen noch mit Sandstein gemauert. Bruchgranit oder Feldsteine sind zerschlagen worden, bis sich ein passendes Bruchstück ergab. Damit erklärt sich die Vielfalt der Gesteinsarten und ihrer Färbung im Fries.

3. 2. Der spätgotische Chor und das Langhaus

Östlich vor der romanischen Basilika wurde nach 1420 mit dem Bau des Chores einer großen Hallenkirche begonnen. Mit dem zuerst errichteten Chorumgang erreichte er eine Breite von 26m (ohne Pfeiler), das heißt die Breite des Turmriegels und lag auf der gleichen Mittelachse. Bereits am Pfeiler 19 knickt die Mauer nach Norden ab, am nächsten Pfeiler 20 wie zur Korrektur wieder nach Süden. Trotzdem verfehlt sie den Anschluss an die Ecke des Nordturmes um etwa 3,40 m. Das sich verbreiternde Langhaus weitet sich bei Pfeiler 26 innen bis auf 26m, außen etwa auf 29,50m.
Die Interpretationen dieser Merkwürdigkeit sind unsicher. Man könnte annehmen, dass der Bau der Nordmauer von Ost nach West erfolgte, die Basilika Nebenchöre besaß, die ein direktes Fluchten verhinderten, und dass eine sorgfältige Vermessung nicht erfolgte. Oder gab es andere Gründe? Grabungen nach Fundamenten von Nebenchören sind bisher nicht unternommen worden.

Im Chorschluss wird der Umgang mit 10 Außenpfeilern durch von 6 Pfeilern getragene Arkaden vom Innenraum getrennt. Es entstanden dadurch 9 abwechselnd trapezförmige und dreieckige Gewölbefelder, die heute nicht mehr vorhanden sind. Der Chorumgang ist in gleicher Breite auf beiden Seiten durch das Langhaus bis zu den Türmen fortgeführt worden und bildete dort die Seitenschiffe. Noch erhalten sind die Pfeiler und Arkaden im Süden und im Osten. Noch zu nennen ist ein kleiner Mauerturm, der auf die Kronenhöhe führt. Er kennzeichnet das westliche Ende des Chorbaues. Im Jahre 2002 wurde er restauriert und kann bestiegen werden.

Von Anfang an ist in den Feldern zwischen den Pfeilern unterhalb des Kaffgesimses Mischmauerwerk eingesetzt worden. Verwendet wurden vor allem Feldsteine bis zu tonnenschweren Findlingen aus dem nahen Fläming. Sandstein verwendete man für Fensterleibungen, Gesimse und Pfeiler, die damit das zunächst überaus reiche Baudekor aufnehmen konnten. Dies gilt uneingeschränkt nur für die Pfeiler 11,12 und 13 mit den dazwischen liegenden Fenstern. Danach wird nach beiden Seiten hin das Dekor einfacher, und die Abschnitte des Mischmauerwerks, in dem zunehmend Backstein erscheint, werden größer. Schließlich mauert man auch Fensterleibungen und sogar Pfeiler oberhalb des Kaffgesimses komplett aus Backstein auf. Pfeiler 7 fehlt, weil dort die Sakristei angebaut werden sollte, deren Dachstuhl 1775 und 1798 einstürzte und die schon im 19. Jahrhundert wieder abgebrochen wurde.
Die Pforte ganz im Südosten ist als einziges Bauelement der Renaissance zuzuordnen.
Auch das Portal im Westriegel wurde später eingebrochen, so dass die Kirche 6 Portale aufzuweisen hatte. Sie sind heute bis auf das mittlere Südportal vermauert. Die Portale der Nordmauer werden noch an anderer Stelle (Baudekor) zu erwähnen sein.

4. Das Baudekor

Hier ist zuerst und vor allem das großartige Dekorationssystem der östlichen Chorfassade zu nennen. Der Meister des Entwurfes ist nicht bekannt, aber deutlich ist die Linie, die von der Prager Parlerschule nach Halle zur Moritzkirche, deren Baumeister Conrad von Einbeck war, und dann nach Bernburg (Marienkirche) und nach Zerbst führt. Dieses ursprüngliche Konzept zur Ausschmückung des Baues wurde schon vor 1450 – noch im Chorbereich – mehr und mehr vereinfacht.

In Höhe des Kaffgesimses trägt jeder Pfeiler eine Konsole und etwa 1,50m darüber den zugehörigen Baldachin. Dies war innen an der Mauer ebenso, senkrecht darüber entsprangen die Rippen der Gewölbe. Ob die gedachten Statuen jemals auf den Konsolen standen und 1525 von den Bilderstürmern heruntergeholt worden sind, ist nicht bekannt. Über den Baldachinen erheben sich in 3 Etagen Wimperge und Fialen, die Kreuzblumen trugen. Die obersten Fialen, bekrönt von je einer großen Kreuzblume, überragten das Traufgesims um etwa 1m.
Nur an 5 Pfeilern kam dieses Dekorationsprogramm zur vollständigen Ausführung, anschließend gibt es nur noch je 2 Wimperge in 2 Etagen ohne Fialen an den Chorpfeilern. An den weiteren Pfeilern des Langhauses fehlen derartige Schmuckelemente ganz, sie erhielten nur noch eine Gliederung durch 3 Abtreppungen, die mit schmalen Gesimsen in Pfeilerbreite belegt wurden.

Das Konsolenprogramm ist dagegen für den gesamten Bau beibehalten worden. Sie fehlen außen wie innen nur an wenigen Pfeilern. Die Konsolen der Innenseite zeigen Laub- und Maßwerkmotive. An der Außenseite aber finden wir die besonders wertvolle Folge von Konsolen, die über individuell gestalteten Köpfen und Büsten stehen. Ihre Restaurierung und Konservierung wäre ein sehr lohnendes Vorhaben.

Weiterhin befinden sich regellos gestreut am Bauwerk einzelne Elemente des Baudekors. Es ist gut möglich, dass sich unter ihnen auch Skulpturen aus der romanischen Basilika befinden (Drache am Pfeiler 3), die man nach deren Abriss wieder am Neubau verwendete.
Ein Teil der Epitaphien an der Außenwand und im Innenraum ist schon stark verwittert. Hervorzuheben ist das Garprader-Epitaph an der nördlichen Chorwand. Außen am Pfeiler 17 befindet sich eine sogenannte Judensau, Symbol für den Antisemitismus des 15.Jahrhunderts.
Von den 6 Zugängen in das Kircheninnere sind die beiden Pforten in der Nordwand besonders geschmückt. Die Kreuzblumen tragenden Kielbögen werden von Fialen flankiert, das östliche Nordportal war durch Hängemaßwerk verschattet. Ob das Maßwerk noch vorhanden ist, kann erst nach dem Entfernen der Vermauerung festgestellt werden.
Die Wandmalerei des Innenraumes, unter ihnen ein großes Fresko des Christophorus, konnte nicht konserviert werden. Auch die Ausstattung ist bis auf einige Steinmetzarbeiten verloren.

Punkte 1 - 4 Zusammengestellt von Walter Tharan nach Heike Ingrid Derscheid.